15.9.2023

Alpine Einsatzkräfte im Bike Circus

Hallo Sepp, vielen Dank, dass du Zeit für uns gefunden hast. Wir starten gleich mit der ersten Frage – wie ist euer Team aufgestellt?

Die Bergrettung Saalbach verfügt über 35 aktive Mitglieder aus allen Berufs- und Altersgruppen. Der Jüngste ist frische 18 – wir alle arbeiten auf freiwilliger und ehrenamtlicher Basis.

Wir sind 24 Stunden an 7 Tagen die Woche zu jeder Jahreszeit einsatzbereit.

Wie kann man Bergretter werden?

Körperliche Fitness, geistige Belastbarkeit sowie alpine Erfahrung werden vorausgesetzt. Von Vorteil ist, wenn der schulische bzw. berufliche Werdegang vorerst abgeschlossen ist, da die Ausbildung zum Bergretter sehr zeit- und trainingsintensiv ist.

Gestartet wird nach dem positiven Aufnahmegespräch mit einem Probejahr. Anschließend beginnt die 3-jährige Ausbildung, in welcher verschiedene Theorie-, und Praxiskurse besucht werden müssen: Der Erste-Hilfe-Kurs, der Winterkurs, der Felsenkurs und der Eiskurs müssen absolviert und mit einer positiven Prüfung abgeschlossen werden. Zusätzlich – und das ist gleich wie bei den aktiven Mitgliedern – sind in der Ortsstelle Saalbach jährlich 25 Schulungsstunden (in Theorie und Praxis) zu besuchen. Die Schulungen werden vom Ausbildungsleiter organisiert und geleitet und beziehen sich auf verschiedene Themen wie Lawinenkunde, Felsklettern, Eisklettern, Erste Hilfe, GPS-Orientierung, Bergetechniken, Materialkunde, Funkwesen, uvm. In den Übungen wird theoretisches Wissen vermittelt und Ernstfälle geprobt.

Bergrettung2

Bildnachweis: Edith Danzer

Die Männer werden auf die Kernaufgaben der Bergrettung bestmöglich vorbereitet –welche sind:

• Alpine Einsätze abseits der gesicherten Pisten
• Bergungen von unverletzten, verletzten und verstorbenen Personen im alpinen Gelände
• Suchaktionen nach Vermissten

Und zusätzlich:
Bereitschaft- und Rettungsdienste bei Events wie den Worldgames of Mountainbiking
• Seilbahnbergungen
• Unterstützung/Zusammenarbeit mit anderen Organisationen bei Einsätzen

Vorrangig liegt der Zuständigkeitsbereich in den Gemeindegebieten Saalbach Hinterglemm und Viehhofen sowie im angrenzendem Skigebiet Fieberbrunn in Tirol. Bei Katastropheneinsätzen wird natürlich überregional geholfen.

Und schon sind wir beim Stichwort: Notfall. Angenommen, es gab einen Unfall beim Biken – wie geht man am besten vor?

#1. Sicherung der Unfallstelle. Als erstes sichert ihr bitte die Unfallstelle, damit keine Auffahrunfälle passieren.

#2. Erstversorgung der verletzen Person. Schmeißt euch ein kleines Erste-Hilfe-Paket in den Bike-Rucksack – damit könnt ihr im Notfall schon einmal helfen.

#3. 144 als Notruf wählen. Mit der 144 werdet ihr direkt mit der Rettung verbunden, sie leiten den Einsatz ein. Berichtet ihnen: WER ruft an, WAS ist geschehen, VERMUTLICHE Verletzungen und WO ist der Unfall passiert. Es ist sehr hilfreich, eine möglichst genaue Ortsangabe zu geben.

Zu eurer Info: Es gibt auf den Downhillstrecken kleine Tafeln am Wegesrand, auf denen Nummern verzeichnet sind.

Auf der Blue Line in Hinterglemm zB.: starten diese mit B01, B02,… Diese Tafeln dienen zur Orientierung. Achtet schon beim Biken darauf. Wenn ein Unfall passiert ist und es ist keine Tafel in Sichtweite, lasst den Verletzten bitte trotzdem nicht alleine. Es ist besser, bei der Person zu bleiben. Im schlimmsten Fall wartet ihr auf nachkommende Biker – dies dauert in der Regel auf Downhillstrecken nicht sehr lange. Schaut euch außerdem schon im Vorhinein an, wie ihr auf eurem Handy eure GPS-Daten weiterleiten könnt bzw. in Erfahrung bringt. Das kann in unbekanntem Gelände sehr hilfreich sein.

Verschiedene Handyanbieter planen für die nahe Zukunft, dass beim Notruf direkt die GPS-Daten übertragen werden. Dies wäre natürlich oft eine große Hilfe. Den Anweisungen der Personen am Telefon ist dann natürlich Folge zu leisten – gemeinsam geben wir unser Bestes, den Verletzten so schnell bzw. so sicher wie möglich zu bergen.

Bergrettung

Was mache ich, wenn das Handy keinen Empfang hat?

Wenn ihr als Gruppe unterwegs seid, sollte mindestens einer bei der verletzen Person bleiben und die anderen können Hilfe holen. Am besten, ihr radelt zurück an die Stelle, wo ihr zuletzt Empfang hattet. Generell sind helping hands wichtig. Wenn ihr seht, dass jemand einen Unfall hat – bitte unbedingt stehen bleiben und Hilfe anbieten. Die Menschen sind oft überfordert mit Ausnahmesituationen und sind um jede Unterstützung dankbar. Und wenn man selber einmal in eine ungute Lage kommt, freut man sich über jegliche Hilfe!

Vorsicht ist natürlich besser als Nachsicht. Habt ihr Tipps für uns?

Wichtig ist – wie im Winter auch – jemandem bekannt zu geben, welche Touren man plant. Diese müssen unbedingt mit dem eigenen Können und der Kondition übereinstimmen. Fahrtechnikkurse im Vorhinein bieten sich an, wenn man das eigene Können verfeinern möchte.

Und wer die Region lieber begleitet erkunden will, der schließt sich am besten einem Guide an – die geben tolle Tipps und verraten die schönsten Plätzchen der Region!

Das Thema Schutzausrüstung sei auch noch erwähnt – Helm ist natürlich bei jeder Biketour Pflicht. Alle, die Downhillen gehen, sollten unbedingt mit einem Vollvisierhelm und Protektoren ausgerüstet sein. Durch die passende Ausrüstung können schwere Verletzungen vermieden werden. Wenn dann der Handyakku noch voll ist und ein Erste-Hilfe-Päckchen in den Rucksack gepackt wird, hat man für seine eigene Sicherheit schon einiges getan. Überprüft bitte außerdem, ob BERGEKOSTEN in eurer Versicherung inkludiert sind. Im Falle einer Bergung (auch mit Hubschrauber, mit welchem wir eng zusammenarbeiten) fallen Kosten an, welche durch die Versicherung gedeckt sein sollten. Die Bergekosten werden von uns für die Ausbildung und für Material verwendet.

Und last but not least – was uns als Kinder schon ans Herz gelegt wurde und immer noch gilt: Nicht schneller fahren, als der Schutzengel fliegen kann.

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